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Eine kleine Geschichte vom 27. Mai 2012:
Böse Falle Wurfhöhle
Während ich heute Nachmittag im Freigehege über unserem Haus mit der Astschere für eine bessere Begehbarkeit meiner kleinen Pfade sorgte, hörte ich zwischen dem übermütigen Spielaufforderungsgekläff meiner Jüngsten und dem Meldegetue meiner Ältesten das Kontaktbellen meiner Ballota: "Wuff?...Wuff?...Wuff?...Wuff?...". Sie ist jetzt in der siebenten Trächtigkeitswoche und verhält sich ziemlich schwanger. Offenbar hatte sie nicht mitbekommen, dass wir hier oben in der entferntesten Ecke waren. Die Türen hatte ich alle auf gelassen. Also antwortete ich: "Wir sind hier oben!". Ich arbeitete weiter. Ballota rief weiter: "Wuff?...Wuff?...Wuff?...Wuff?...". Was konnte sein? Standen ihr bekannte Kinder vor dem Zaun, zu denen sie nicht hin konnte? War sie, wie auch immer, auf die falsche Seite des Zauns geraten und erwartete jetzt, das Törchen geöffnet zu bekommen? Nein, das Bellen kam aus dem Spierstrauch-Streifen, das eine Kaskade von Wurfhöhlen beherbergt. Alle vier Zuchthündinnen, die ich jemals hatte, haben sich dort verewigt. Mal schufen sie einen Neubau, mal sanierten und renovierten sie eine alte Höhle. Mir schwante Böses. Ja, genau: Da war Ballota. Von ca. 60 cm innerhalb einer Höhle blickte sie mich verzweifelt an. Über ihr hüpften die drei Jüngsten herum und drückten dabei die Höhlendecke immer tiefer. Ballota lag auf der Seite und steckte fest. Weder mit den Zähnen noch mit den Krallen konnte sie sich befreien. Über ein Quadratmeter durchhängende Höhlendecke aus 30-40 cm mächtiger Wurzelschicht mit Lehm und Steinen drin lasteten auf ihrem Brustkorb. Bloß gut, dass sie noch atmen und kläffen konnte! Ich beeilte mich, die Jüngsten aus den Spieren zu schicken. Ein nach oben Drücken der Decke mit meinen Händen konnte ich vergessen. Ich testete es kurz an, aber da bewegte sich gar nichts. Also legte ich mich auf den Bauch in den Höhleneingang und baggerte mit den Händen ohne Rücksicht auf meine Haut Lehm, Steine und alten Müll weg, darunter eine alte Priel-Flasche und, was gefährlicher war, auch scharkantiger Glasmüll. Im Austiefen der Höhle bis zu ihr hin sah ich unsere einzige Chance. Sowie Ballotas Bewegungsfreiheit zunahm, strengte sie sich ebenfalls wieder an und grabbelte, was die Vorderläufe hergaben. Schließlich konnte sie sich auf den Bauch drehen, mir entgegenkriechen und sich befreien. Allem Anschein nach fehlt ihr nichts. Auch das dicke Bäuchlein scheint ihr nicht weh zu tun. Ballota suchte den Rest des Nachmittags immer wieder meine Nähe, verhielt sich ansonsten aber völlig normal. Wir hatten offenbar nochmal Glück.
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